Wallace Stroby – Kalter Schuss ins Herz

Ein Sonntag mit Crissa Stone und ich fühle mich zurückkatapultiert in längst vergangene Leseerlebnisse. Kein „Kalter Schuss ins Herz“ ist dieser aus Verbrechersicht verfasste Pageturner, sondern ein zunehmend fesselnder Krimi, den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte und in einem Zug durchgelesen habe. Verantwortlich dafür ist nicht nur die eigentliche Handlung.

Ständig auf der Suche nach mehr „Parker“, dem stilbildenden Helden vom Richard Stark (Donald E. Westlake), der für mein Interesse an Kriminalliteratur maßgeblich verantwortlich ist, werden die vermeintlichen Bücher ausgewählt, gelesen und schaffen im besten Fall die Annäherung an das Vorbild. Und nun fesselte mich Wallace Stroby, der durch die vielen Lobgesänge auf seine Heldin schon lange auf meine Aufmerksamkeit warten musste, mit seinem ersten Band der Stone-Reihe für einen ganzen Tag in den Lesesessel. Getroffen!

Es geht um Profis, die unauffällig bleiben möchten und in einem gut vernetzten System arbeiten, bei dem die Kontaktmöglichkeiten bewusst begrenzt sind. Am Ende verdienen alle Geld und gehen ihrer Wege. Bis zum nächsten Coup. Vorsicht ist ein guter Berater, Gier ein schlechter. Aber manchmal muss der Bedarf an Geld durch einen Job gedeckt werden und das sonst vernunftgesteuerte Abwägen über die Machbarkeit der Durchführung erfährt einen Moment der Schwäche und es werden Abstriche gemacht und Risiken anders bewertet. Stoff für einen guten Krimi.

Crissa Stone hat gerade einen enttäuschenden Auftrag erledigt und will eigentlich nicht gleich wieder mit einer neuen Unternehmung starten. Doch die geringe Summe, die sie gerade eingenommen hat, hilft ihr nicht bei der Finanzierung einer persönlichen Angelegenheit. Dennoch willigt sie ein, eine Pokerrunde auszurauben, denn das Team ist klein und die ausgelobte Summe würde für einen anständigen Anteil sorgen. Ab dem Abend, an dem Crissa das Hotelzimmer mit der Beute und ihren Komplizen verlässt, beginnt der Roman so richtig Fahrt aufzunehmen und versetzt seine Leserschaft in eine hübsche Vendetta, die mehr ist als sie scheint und für die ein ziemlich unangenehmer Typ engagiert wird. Für Crissa Stone bedeutet das am Ende sehr viel.

Mit einer auf das wesentliche reduzierten Sprache und markanten Dialogen, bietet Wallace Stroby den passenden Rahmen für die geneigten Leser. Er verfolgt mit seiner Heldin glücklicherweise ein eigenständiges Konzept und kopiert nicht nur einfach ältere Stoffe. Es macht Spaß, diesen schnörkelosen Verlauf einer typischen Handlung beizuwohnen. Der erste Teil ist schon einmal ein fulminanter Treffer und ein vielversprechender Auftakt für die drei weitere Folgebände. Vielleicht werden es drei Sonntage.


WALLACE STROBY, „Kalter Schuß ins Herz“, Pendragon

9783865324870
(c)Pendragon
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2 Kommentare zu „Wallace Stroby – Kalter Schuss ins Herz“

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