Ein völlig neues Leseerlebnis begann für mich Ende der 1990er Jahre, als ich mein erstes Buch von T.C. Boyle gelesen habe. „Grün ist die Hoffnung“, der zweite Roman des 1948 geborenen Schriftstellers und bereits 1984 im Original erschienen, war der Auslöser einer intensiven Phase, in der ich in gut zwei Jahren alle bis dahin auf deutsch verlegten Werke las. Alle, also auch die Erzählungen, die mir nochmals einen Schub Begeisterung brachten. T.C. Boyle – Eine Annäherung weiterlesen
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Ein später Abschied von Philip Roth
Während ich mit Umzug und Arbeitsplatzwechsel beschäftigt war, kam die Meldung: Philip Roth ist verstorben. Es fehlte die Zeit für ein Innehalten, bei dem ich die Bücher in die Hand nehme und mir die Geschichten in Erinnerung rufe, die in der Vergangenheit für viele Stunden meine Begleiter waren. Jetzt habe ich ein weiteres Werk von Philip Roth gelesen und hole nach, was vor zwei Jahren nicht möglich war: Ich nehme mir Zeit für einen Abschied. Ein später Abschied von Philip Roth weiterlesen
Heinrich Böll und ich
Es war 1987 oder 1988. Ich war auf Klassenfahrt. Wo genau es hingegangen ist – ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern. Ganz klar vor Augen habe ich allerdings die brandenburgische Stadt Eberswalde, die wir an einem Tag besuchten. Im Bahnhof gab es ein hallenartiges Restaurant, ein kneipenähnelnder Saal mit lauter Vierer-Tischen und Selbstbedienung. Auf den Straßen fuhren Oberleitungs-Busse die mich irgendwie beeindruckten. Bisher kannte ich sie nur aus dem Fernsehen. In der Realität kamen sie mir eigenartig hilflos vor, so angewiesen auf die Leitung über ihnen. Was, wenn der Fahrer von der Spur abkam. Blieben sie dann antriebslos liegen? Heinrich Böll und ich weiterlesen
100. Geburtstag von Heinrich Böll
Am 21.Dezember 2017 wäre der deutsche Schriftsteller Heinrich Böll (1917-1985) 100 Jahre alt geworden. Der gebürtige Kölner gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. Resultierend nicht nur aus seinem Wirken als Schriftsteller, erlangte Heinrich Böll einst einen unglaublich hohen Bekanntheitsgrad und avancierte so zum bekanntesten Vertreter der Literatur der Bundesrepublik Deutschland. Er war Preisträger der Gruppe 47, Büchner-Preisträger, deutscher und internationaler PEN-Präsident und erhielt 1972 den Nobelpreis für Literatur. Er setzte sich mehrfach für verfolgte Autoren ein, schmuggelte deren Manuskripte und half sogar einmal einer tschechischen Schriftstellerin mit dem Pass seiner Frau bei der Flucht über die Ost-West-Grenze. Mit einer Artikelserie, später als „Irisches Tagebuch“ zusammengefasst, löste er einen Reiseboom auf die nordeuropäische Insel aus. Seine Veröffentlichungen – Romane, Erzählungen, Hörspiele, Kritiken, Essays – finden inzwischen in einer 27-bändigen Werkausgabe Platz. 100. Geburtstag von Heinrich Böll weiterlesen
Larry Brown – Fay
Wie gut es einem geht, nimmt man meistens bewusst wahr, wenn man die Lebensumstände anderer erfährt, denen das Schicksal kein so glückliches Los beschert hat. Alles ist besser, denkt sich auch die siebzehnjährige Fay, die fort will von einer Familie ohne Heimat. Sie macht sich auf den Weg und nimmt ihre Zukunft selbst in die Hand. Wenig Bildung und eine eingegrenzte Lebenserfahrung lassen dieses Vorhaben jedoch beschwerlich werden. Larry Brown – Fay weiterlesen
Ben Lerner – 22:04
Ben Lerner wurde jüngst vom Literaturmagazin Granta in die Liste der „Best of Young American Novelists 3“ aufgenommen und war im letzten Jahr mit seinen beiden Romanen „Abschied von Atocha“ und „22:04“ eine persönliche Neuentdeckung für mich. Dem als Lyriker bekannt gewordenen Amerikaner gelingt mit „22:04“ ein äußerst ungewöhnliches Buch, dass sich zugleich ernsthaft und humorvoll der „Lebensfrage“ seiner Generation annimmt.
T.C. Boyle – Die Terranauten
Sie haben sich unter sechzehn Kandidaten durchgesetzt und tragen die Hoffnung der Menschheit mit sich: Acht Terranauten, vier Frauen, vier Männer. Zwei Jahre, von der Außenwelt abgeschlossen, sollen sie – sich selbstversorgend – in einem riesigen Glashaus leben und erforschen, ob ein Überleben unter solchen Bedingungen möglich ist. Klar, dass hier nicht alles glatt läuft. T.C. Boyle – Die Terranauten weiterlesen
Jean Giono – Ernte
Ein Heimatdichter verspricht nicht immer große Literatur, schließlich besagt die Bezeichnung seiner schriftstellerischen Spezialisierung etwas über die Thematik und nicht über die Schreibfertigkeit aus. Jean Giono ist unzweifelhaft Heimatdichter. Aber einer, der mit seinem Können über die Grenzen seiner provenzialischen Heimat hinaus berühmt geworden ist. Jean Giono – Ernte weiterlesen
Nathan Hill – Geister
Beim Thema Familiennachwuchs hört man oft den Satz „Das war so nicht geplant“. Ganz ähnlich erging es mir, denn noch einen 8oo-Seiten-Wälzer wollte ich in diesem Jahr nicht lesen. Schuld sind ja immer die Umstände oder andere – in diesem Fall Nathan Hill und sein Erstling „Geister“, der mich mit seinem erzählerischen Können von Seite zu Seite immer tiefer in eine ungewöhnliche Familiengeschichte zog – und es um meinen „Vorsatz“ geschehen war. Nathan Hill – Geister weiterlesen
David Mitchell – Die Knochenuhren
Auch wenn der Klappentext den angehenden Leser mit einer Fantasystory ködert, für den neuen Roman von David Mitchell sollte man sich Zeit nehmen, denn der britische Autor überrascht mit einem abwechslungsreichen Unterhaltungsroman, in dem er sich nicht scheut ernsthafte Themen unserer Zeit anzusprechen. David Mitchell – Die Knochenuhren weiterlesen