Im zweiten Band der Hap & Leonard -Reihe „Mucho Mojo“ schafft es Joe R. Lansdale sich nach dem Auftaktband „Wilder Winter“ zu steigern und rückt die zwischen den beiden Freunden überwundene rassistische Benachteiligung der schwarzen Bevölkerung näher in den Vordergrund. Die gelunge Fortsetzung besticht nicht nur mit Humor, sondern bietet auch Anstoß zu nachdenkenswerten Themen.
Im Osten von Tyler lebt es sich nicht leicht. In einer von Weißen beherrschten Stadt bleibt für den von Schwarzen bewohnten Bereich wenig Interesse übrig. Drogengangs können nahezu ungehindert ihren Geschäften nachgehen, weil die Behörden ihre Schwerpunkte lieber woanders setzen. Den hier unter bescheidenen Umständen lebenden Menschen bleibt nicht viel.
Leonard verbrachte in seinen frühen Lebensjahren immer die Sommer in Tyler bei seinem Onkel Chester. Ihm verdankt er seine heutige Prinzipienhaftigkeit. Zu Leonards Bedauern trennten sich ihre Wege, denn mit Homosexualität konnte der streitbare Onkel nichts anfangen. Nach jahrelanger Kontaktlosigkeit tritt Chester noch einmal in Leonards Leben zurück. Der zuletzt als etwas verrückt geltende alte Mann ist verstorben und hat seinen Neffen zu seinem Erben ernannt. Der völlig überraschte Leonard bittet seinen Freund Hap Collins ihn nach Tyler zu begleiten. Zum Erbe gehört neben einer größeren Summe Geld auch das Haus im Osten der Stadt, das Leonard aus seiner Jugend noch kennt. Außerdem jede Menge Rabattmarken, eine gebrauchte Ausgabe von „Dracula“ und ein Schlüssel. Was hat es damit auf sich?
Die beiden Freunde wollen das Haus für den Verkauf renovieren und stossen dabei auf die Überreste eines Kindes. War Leonards Onkel ein Kindermörder? Unvorstellbar für seinen Neffen, doch die ebenfalls gefundenen Indizien sprechen eindeutig dafür. Bei ihren weiteren Nachforschungen erfahren sie von einem Freund Chesters und die Sachlage verschärft sich weiter zu Ungunsten des Verstorbenen. Doch Leonard glaubt immer noch an die Unschuld seines Onkels. Stück für Stück entwirren sich die Zusammenhänge und Hap & Leonard finden sich im Geflecht der Hinterlassenschaften von Chester immer besser zurecht. Mit Hilfe eines Detectives kommt das ungleiche Duo schließlich einem Serientäter auf die Spur.
Überhebliche Drogendealer, ein fanatischer Priester, eine alte Grandma von gegenüber und eine junge Anwältin – in „Mucho Mojo“ vereint Joe R. Lansdale die verschiedensten Charaktere und Lebenswege. Mit feinem Gespür umreisst der amerikanische Autor die Biographien seiner Figuren, gibt ihre Hoffnungen und Enttäuschungen preis und vermittelt dem Leser einen offenen Blick in die gegenwärtige Verfassung unterschiedlichster Menschen.
Mit unverkrampften Dialogen, einer gehörigen Portion Kaltschnäuzigkeit unterhalten Hap & Leonard auch in ihrem zweiten Auftritt kurzweilig, ohne darauf zu verzichten, die sozialen Missstände ernsthaft anzuprangern. Diese gekonnte Verzahnung von Unterhaltung und Lebenswirklichkeit darf als das Markenzeichen von Lansdale bezeichnet werden. Die Vorfreude auf die weiteren Bände der Reihe ist damit gewachsen.
JOE R. LANSDALE, „Mucho Mojo“, Golkonda

Eine grandiose Reihe, die ich bis zum letzten auf deutsch erschienenen Band verschlungen habe und die auch bei wieder in die Hand nehmen Vergnügen bereitet. Die Vorfreude ist sicherlich berechtigt. 😉
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